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Antroposophische Medizin

Anthroposophisch erweiterte Medizin

Die anthroposophisch erweiterte Medizin wurde von Rudolf Steiner und Ita Wegman begründet. Sie versteht sich selbst nicht als alternative sondern als zur etablierten Schulmedizin komplementäre Therapieform, wird in der Öffentlichkeit jedoch dem Spektrum der sogenannten Alternativmedizin zugerechnet. Nach den Maßstäben naturwissenschaftlich orientierter Kritiker wurde ein Wirksamkeitsnachweis bis heute nicht erbracht. Die Erkenntnisse und Verfahren der herkömmlichen Medizin begreift die anthroposophische Medizin selbst als naturwissenschaftliche Grundlage, von der ausgehend anthroposophische Sichtweisen und Ausbildungswege zu umfassenderem therapeutischen Handeln befähigen.

Anthroposophisch-medizinische Lehre
Um Gesundheit wieder herzustellen und zu fördern, berücksichtigt anthroposophische Medizin die Zusammenhänge zwischen dem Menschen und seiner physisch-geistigen Umwelt. Die Behandlung einer Krankheit setzt dabei eine möglichst ganzheitliche Betrachtung ihrer Ursachen voraus. Die Therapie stützt sich auf die naturwissenschaftlich zu sichernde Diagnose und wird durch anthroposophisch-menschenkundlichen Befund, Lebenslauf, soziales Umfeld und die Persönlichkeit des Erkrankten modifiziert. Zur Gesundung sollen Leib, Seele und Geist wieder in ein harmonisches Zusammenspiel kommen, damit der Mensch seinen Weg möglichst selbstbestimmt weitergehen kann. Charakteristisch sind unter anderem die Ausrichtung an seelisch-geistigen Bedürfnissen des Menschen und Anwendung nichtmedikamentöser, oft übender Therapien.

Besonderheiten
potenzierte Heilmittel (ähnlich wie in der Homöopathie)
sogenannte "Präparate" aus pflanzlichen Stoffen, tierischen Substanzen und Mineralien
biologisch-dynamische Ernährung
Mistel-Therapie bei Krebs
Heileurythmie als Bewegungstherapie
weitere Therapieformen wie plastisch-therapeutisches Gestalten, Maltherapie, Musiktherapie und Sprachgestaltung
verschiedene Wärmebehandlungen

Rechtlicher Status
Anthroposophische Medizin ist in Deutschland eine Besondere Therapieform im Sinne des Sozialgesetzbuches. Seit 1978 bekennt sich der deutsche Gesetzgeber im Arzneimittelgesetz zum Wissenschaftspluralismus der Medizin. Darunter werden derzeit die Schulmedizin einerseits und andererseits drei Besondere Therapierichtungen verstanden:
anthroposophisch erweiterte Medizin
Homöopathie
Phytotherapie
In Gegensatz zu anderen Arzneimitteln dürfen Präparate der besonderen Therapierichtungen verordnet werden, auch ohne daß für sie Wirksamkeitsnachweise nach empirisch-wissenschaftlichen Kriterien erbracht wurden, sofern eine sogenannte Binnenanerkennung durch Experten der jeweiligen Therapierichtung vorliegt und das Mittel in einer Monographie beschrieben ist.
Die Erstattungsfähigkeit der Behandlungskosten mit komplementären Mitteln durch die Krankenkassen ist eine kontrovers diskutierte Frage. Politisch befürwortet wird eine Erstattung anthroposophischer Mittel in Deutschland derzeit für die Behandlung "chronischer Krankheiten", die von Kindern bis zum 12. Lebensjahr und für die Misteltherapie bei Krebsleiden.
Komplementäre Therapien im weitesten Sinne werden von Zehntausenden deutscher Ärzte verordnet, über 70% der Bevölkerung wünschen diese Behandlungsoption laut Roche-Lexikon, Artikel Naturheilverfahren, neben der Schulmedizin mitzunutzen.

die Ita Wegman-Klinik in Arlesheim, seit 1921
die Lukasklinik für Tumorerkrankungen in Arlesheim, seit 1963
das Paracelsus-Spital in Richterswil, seit 1994

Forschungseinrichtungen
Forschung erfolgt an mehreren, teils den Kliniken (Berlin, Herdecke) angegliederten, teils selbständigen (IFAEMM) Instituten, aber auch in individuellen Arbeiten Einzelner. Im universitären Rahmen gibt es derzeit Forschungen an den komplementärmedizinischen Einrichtungen der Universitätskliniken Freiburg, Witten-Herdecke und Bern.

Ausbildung
Die Ausbildung erfolgt in Deutschland an verschiedenen Seminaren, den anthroposophischen Kliniken und an der Universität Witten-Herdecke im Rahmen eines Begleitstudiums. Auskünfte über Programme, Termine und Orte erteilt die Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in Deutschland.

Verbreitung
Derzeit praktizieren in 60 Ländern anthroposophische Ärzte, die meisten im deutschsprachigen Mitteleuropa.

Literatur
Werke Rudolf Steiners
Steiner, Rudolf: Geisteswissenschaft und Medizin. (1920). Dornach: Rudolf Steiner Verlag; 7. Auflage 1999, 400 S.
Steiner, Rudolf: Geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte zur Therapie. (1921), Dornach: Rudolf Steiner Verlag, 5. Auflage 2001, 190 S.
Steiner, Rudolf: Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. (1920-24), Dornach: Rudolf Steiner Verlag, 3. Auflage 1989, 350 S.
Steiner, Rudolf: Anthroposophische Menschenerkenntnis und Medizin. (1923-1924), Dornach: Rudolf Steiner Verlag, 3.Auflage 1994, 256 S.
Steiner, Rudolf/Wegman, Ita: Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen. (1925). Dornach: Rudolf Steiner Verlag; 1991, 144 S.
Werke anderer Autoren
Fintelmann, Volker: Intuitive Medizin. Hippokrates Verlag, 4., überarb. Aufl., Stuttgart 2000
Husemann, Friedrich, Wolff. Otto: Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst. 3 Bde, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1991.
Soldner, Georg und Stellmann, Hermann: Individuelle Pädiatrie - Anthroposphisch-homöopathische Therapie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2002, ISBN 3804719570

Periodika
Der Merkurstab. Berlin und Dornach, offizielles Organ der medizinischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum, Dornach/Schweiz, und der Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in Deutschland, erscheint zweimonatlich.
Weblinks
Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland

Forschung
Kollegiale Instanz f. Komplementärmedizin Universität Bern (http://www.cx.unibe.ch/kikom/index.htm)
Uni-Zentrum Naturheilkunde Universität Freiburg (http://www.uniklinik-freiburg.de/m/nhk/de/pub/index.xml)
Lehrstuhl für Medizintheorie und Komplementärmedizin Universität Witten-Herdecke (http://notesweb.uni-wh.de/wg/medi/wgmedi.nsf/name/medizintheorie_profil-DE)
Institut für angewandte Erkenntnistheorie und medizinische Methodologie (http://www.ifaemm.de/)
Institut f. klinische Forschung Berlin (http://www.ikf-berlin.de/)
Forschungsinstituts Havelhöhe (FIH) (http://www.havelhoehe.de/fih/)

Kritisch
Anthroposophische Medizin - Okkulte Heilkunst ohne Wirkungsnachweis (http://www.miz-online.de/archiv/miz303.htm#jacob)
Magie als Kassenleistung? -Anthroposophie in der Gesundheitspolitik (http://www.konsequente-positivliste.de/anthropool.html)
Schamanenmedizin in der Positivliste (FAZ) (http://www.faz.net/s/RubCA12B6317DEB4C529D30003651B91EA2/Doc~EDF403350244A40D6B4756F6EDC0B5D8D~ATpl~Ecommon~Scontent.html) Anthroposophische Medizin und Glaubensinhalte Steiners (http://www.promed-ev.de/modules/wfsection/article.php?articleid=53)

Dieser Artikel wurde aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie, übernommen. Diese Seite ist unter der GNU FDL verfügbar.

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